Fremdsprache lernen: Mit diesen Tipps
Dr. Katharina Turecek ist Expertin für Lernen und Gedächtnis.
Auswendiglernen von Vokabellisten und das mühsame Abarbeiten von Grammatik lassen die Lust am Lernen von Fremdsprachen schnell vergehen. Es geht aber auch anders. Wie, das verrät Katharina Turecek in ihrem Buch „Clever lernen: Sprachen“.
Laut Turecek kann man das Lernen einer Fremdsprache „gehirngerecht“ gestalten. Das geschieht auf drei Ebenen:
- Verständnis und Wortschatz
- Grammatik und Rechtschreibung
- Aussprache und Anwendung
Verständnis & Wortschatz: Neue Sprache, neue Kultur
Zunächst einmal muss man feststellen, dass jede Fremdsprache auch eine neue Kultur bedeutet. In Dänemark zum Beispiel sagt man nicht „Mahlzeit“ oder „Guten Appetit“ vor dem Essen. Stattdessen wird „Tak for mad“ (= Danke fürs Essen) nach dem Essen gesagt. Mit dem Erlernen einer Fremdsprache lernen wir also gleichzeitig eine neue Kultur und Weltsicht kennen. Spannend, nicht wahr?
Damit wir das Lernen effektiv gestalten können, ist es hilfreich zu wissen, was das Gehirn nicht so gut kann. Das wäre:
- sich etwas merken, das wir nicht verstehen
- sich an etwas erinnern, das nicht gut vernetzt ist
- sich etwas merken, das wir nicht verwenden
Verstehen, vernetzen, verwenden
Dir drei Vs sind entscheidend:
Verstehen: Sie werden sich ein Wort viel besser merken, wenn sie sich Gedanken über seine Bedeutung machen. Die Rechtschreibung ist in erster Linie nicht so relevant.
Vernetzen: Lernen Sie das neue Wort nicht losgelöst von seiner Bedeutung. Wenn Sie zum Beispiel das Wort „Fahrrad“ lernen, dann stellen Sie sich vor, wie Sie mit dem Fahrrad entlang der Donau fahren. Oder etwas anderes, am besten etwas Bekanntes. So vernetzt sich das neue Wort mit dem, was das Gehirn schon kennt.
Verwenden: Achten Sie darauf, dass Sie neue Wörter verwenden. Sonst werden Sie sie wieder vergessen.
In Katharina Tureceks Buch finden sich noch weitere Tipps zum Erlernen von Vokabeln. Einer unserer Lieblingstipps ist folgender: Kleben Sie Post-Its auf die Gegenstände in Ihrer Wohnung. So kommen Sie gar nicht umhin, die Wörter zu lernen. Aus der Gehirnforschung weiß man, dass man nicht an einem geschriebenen Wort vorbeigehen kann, ohne es zu lesen. Das macht sich vor allem die Werbung zunutze (Stichwort: Werbeslogans).
Grammatik & Rechtschreibung: Das kommt später
Als Babys erforschen wir unsere Muttersprache alleine. Erst später, in der Schule, lernen wir Grammatik. Laut Katharina Turecek sollte man es so auch mit der Fremdsprache machen. Zunächst ohne Regeln, sondern durch Anwendung. Anfangs dürfen uns – wie bei Kindern – Fehler passieren. Aus diesen Fehlern lernen wir.
Lernen Sie Ihr Grammatikbuch nicht auswendig, sondern verwenden Sie es zur Kontrolle. Die Grammatikregeln verschaffen Ihnen einen Überblick und können den Lernprozess beschleunigen. Übrigens: Grammatikregeln, die Sie selber entdeckt haben, werden Sie nicht so schnell wieder vergessen. In ihrem Buch gibt Katharina Turecek Beispiele, wie man die Grammatik einer Fremdsprache selbständig „entschlüsseln“ kann.
Um den Text zu entschlüsseln, übersetzen Sie die Sätze Wort für Wort und schreiben Sie Bedeutungen untereinander:
z.B.
Yesterday Peter went to the cinema.
Gestern Peter ging zu dem Kino.
Wählen Sie einen einfachen Text in der Fremdsprache und schreiben Sie ihn ab. Pro Zeile sollten nicht mehr als sieben Worte stehen. Lassen Sie zwischen den Zeilen genügend Abstand. Übersetzen Sie den Text Wort für Wort und schreiben Sie die Begriffe in Ihrer Muttersprache direkt unter die Originalworte. So fallen Ihnen sofort die Unterschiede zwischen Ihrer Muttersprache und der Fremdsprache auf. Das werden Sie sich bestimmt merken!
Aussprache & Anwendung: Die Kaiserdisziplin
Es ist wichtig, sich mit der neuen Sprache zu umgeben. Hören Sie die Sprache so oft wie möglich „nebenbei“. Das heißt im Radio oder auf CD. Mit der Zeit werden Sie einzelne Worte oder Phrasen verstehen oder zumindest immer wiederkehrende Lautfolgen behalten. So lernen Sie, ohne es zu merken! Denken wir zurück an die Babys: Diese sind auch ständig von ihrer Muttersprache umgeben. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie die Sprache einmal selbst sprechen.
10 weitere Tipps aus Katharina Tureceks Buch „Clever: Sprachen lernen“:
- Lernen mit allen Sinnen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Das kann man zum Beispiel gut mit Obst machen.
- Lernen mit Bewegungen und Gesten: Machen Sie zu der Vokabel passende Bewegungen. Unser Gehirn lernt hervorragend, während wir uns bewegen.
- Kurzgeschichten mit fünf Vokabeln erfinden.
- Kuriose Übersetzungen, zum Beispiel: butterfly (Schmetterling) – Butterfliege. Versuchen Sie es mit einem deutschen Wort, in ihre Muttersprache übersetzt!
- Eselsbrücken bauen: Neue Informationen mit Bekanntem verknüpfen. Einkaufslisten und Rezepte in der Fremdsprache schreiben.
- Zeitung lesen!
- Vor dem Einschlafen Tonmaterial aus dem Übungsbuch anhören. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gehirn besonders aufnahmefähig.
- Filme auf Deutsch ansehen, auch wenn Sie nicht jedes Wort verstehen.
- Einen Fremdsprachen-Tag pro Woche festlegen: An diesem Tag versuchen Sie die neue Sprache so oft wie möglich einzusetzen.
- Einen Tandem-Partner finden. Zum Beispiel hier https://www.tandempartners.org/.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Ludwig Wittgenstein
Wir hoffen, dass dieser Beitrag Ihnen zu mehr Erfolg beim Lernen verhilft. Wollen Sie noch mehr davon? Dann melden Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter an:
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